Dienstag, 30. Dezember 2014

Blick zurück- was mein Leben reich macht



Endlich Schnee! 

Das war ein besonderes Weihnachtsgeschenk! Hab mich schon so lange drauf gefreut und auch der kleine Sohn war restlos begeistert.







Ansonsten haben wir die Weihnachtstage mit viel spielen und noch mehr essen verbracht (und auch der eine oder andere "besondere Gutschein" wurde eingelöst:-)).




Die Zeit "zwischen den Jahren" ist immer gut, um nochmal einen Blick zurückzuwerfen, still zu werden und darüber nachdenken, was mir wichtig ist und was mein Leben im vergangenen Jahr reich gemacht hat.  
Es ist schwer eine Auswahl zu treffen, aus dem ganzen Guten, aber ich will es versuchen:


Da ist dieses kleine Mädchen, um das wir gebangt und gebetet haben, dass sie ihren schweren Herzfehler und die Folgen einer noch schwereren OP überlebt. 
Ihre Mutter hat mir vor einigen Tagen gesagt, dass bei Johnanna inzwischen alle Medikamente abgesetzt werden konnten und die Ärzte sie als geheilt  bezeichen (und dass sie auf meinem Schoß fremdelt, zeigt, wie gesund sie sich entwickelt:-)). Das ist ein Wunder.
Bei allem schlimmen, das täglich auf der Erde passiert, ist es gut die Hoffnungszeichen ganz weit hochzuhalten, die mir zeigen: es kommt ein Tag, an dem Gott alles heil machen wird und alle Tränen abwischt werden (und danke an alle, die mitgebetet haben!!!).

mein bookclub
Meine Seelsorgerin sagte vor einiger Zeit zu mir: 
 "Christina, auch wenn du nichts machst, nichts leistest oder bewußt gibst, sondern wenn du einfach nur du selbst bist, bist du ein Segen für andere. Das soll dein Herz endlich begreifen."
Das fällt mir sooo schwer zu glauben. Der Gedanke, dass es eben nicht reicht, dass ich mehr sein muß, mich anstrengen, etwas besonderes geben muß, für Gott, für andere... ist leider ganz tief in mir verankert.
Aber ich habe Freunde, bei denen ich spüre: es ist genug, so wie ich bin. Sie machen mein Leben sehr reich! Und es gibt Orte, die mir helfen heiler zu werden. Einer davon ist mein geliebter "bookclub". Hier bin ich "einfach nur ich selbst" (meistens total müde und fertig) und merke: es reicht! Wir sind ein Segen füreinander. Diese Erfahrung tut mir so gut. Ich bin immer voller Vorfreude auf diesen Abend.


Und ich bin dankbar dafür, wie gut wir versorgt waren, jeden Tag, im vergangenen Jahr. 
Wir trinken immer noch den leckeren Apfelsaft von den Äpfeln, die wir im Herbst geerntet haben, der Garten hat uns mit Himbeeren, Kartoffeln und Erdbeeren beschenkt. Wir sind keine Großverdiener und trotzdem: wir können mit vollen Händen weitergeben, wenn andere in Not sind. Das ist ein großer Reichtum.


Und dann ist da noch eine wunderbare Frau, die "zufällig" auf meinem Blog las (dank Veronika) und bei einem Verlag arbeitet. Von dort kam dann eine mail: 
Uns gefällt ihr Blog, haben sie schonmal daran gedacht etwas zu veröffentlichen?
Waaaasss? Ich? Seid ihr sicher???  Es folgte ein Austausch über mails, ein Treffen auf der Buchmesse (s.oben) und es könnte tatsächlich sein, dass es Anfang 2016 ein Buch von mir geben wird (obwohl ich innerlich immer noch denke, dass sie das nicht wirklich so meinen und bald alles wieder rückgängig machen).

Ein wenig erinnert mich das Ganze an einen Traum von einem Freund: Er sah ein Stadion voller Leute und auf der Bühne stand ein berühmter Prediger. Aber anstatt selbst zu predigen, ging er auf die Ränge und hielt das Mikro den Leuten hin, die dort in den Reihen saßen. Es war, als wollte Gott durch diesen Traum sagen: "Es sind nicht nur die "großen, geistlichen Helden" die gehört werden sollen. Meine "einfachen Nachfolger" sollen aufstehen und ihre Worte werden Segen bringen."
Das macht mir Mut. Es ist deine und meine Geschichte, die es Wert ist erzählt zu werden, auch wenn sie sich so einfach und unspektaklär anhört.  Gott kann uns zum Segen machen.


Die Seele nährt sich von den Dingen, an denen sie sich freut.
Das ist so wahr! Es sind die Dinge, die mein Leben so reich machen: 
Ein Mann der mich so liebt und erträgt wie ich bin. Die Freude an Samu, ihm einfach zuzuschauen wie er größer wird und wie er das Leben immer bewusster wahrnimmt. Auch wenn ich oft genug von ihm gestresst bin: nie hätte ich gedacht, dass mein Herz so sehr lieben kann, dass ich jeden Abend vor Freude in meine Bettdecke beiße, wenn ich den schlafenden Sohn sehe. Der Gedanke, dass Gott sich über uns mindestens genauso freut, ist zu schön, um nicht wahr zu sein.


Durch die Natur laufen, ruhig werden, alles was mich antreibt loslassen und mich einfach von Gott lieben lassen - es sind diese Momente die mein Leben so reich machen.


Und dann ist da noch ein kleiner Hinweis von Gott. Etwas was mich reich macht, auch wenn es nicht wirklich eine Erfahrung vom vergangenen Jahr ist, sondern eher eine Verheissung:
"Sag JA zu deiner Schwachheit. Sie ist der Boden für dein Heil."
2013 war angefüllt mit vielen "schwachen" Tagen, wenig Schlaf, Migräneanfälle und Dinge die mich überfordert haben. Aus meiner Perspektive ist es kein Reichtum, sondern ein Magel, den ich gerne beheben würde. Aber Gott hat manchmal einen anderen, weiteren Blick. Er nennt diejenigen gesegnet, die schwach, hungrig und bedürftig sind. Vielleicht deshalb, weil sie ihr Herz am weitesten für seinen Reichtum öffnen können...
Ich erlebe das noch nicht wirklich, aber ich warte auf sein Heil.
 
Euch allen wünsche ich einen guten Start in`s neue Jahr!
Was auch kommt - wir gehen nicht alleine. Einer liebt uns unendlich und macht uns, in aller Schwachheit, zum Segen.

Dienstag, 23. Dezember 2014

ein besonderer Gutschein.


Unsere Wochenende haben es in sich. Oft erwarte ich, dass wir als Familie eine schöne Zeit verbringen können und dann bin ich unzufrieden und enttäuscht, wenn es nicht so klappt, wie ich mir das vorstelle. So wie vergangenen Sonntag.

Samu ist mal wieder viel zu früh aufgewacht und wir sitzen müde im Dunkel vor dem Adventskranz, während, gefühlt, ganz Stuttgart noch friedlich schläft. "Ich muss noch ein bisschen was arbeiten", kündigt der Mann an und dieses "bisschen was" zog sich über den ganzen, langen Vormittag. Meine Laune wurde immer schlechter. Ich war enttäuscht und sauer. Der Streit war vorprogrammiert und zog sich über den ganzen Tag.

Abends kam dann Heios Frage: "Beten wir noch zusammen?" Unser Abendgebet ist ihm wichtig (und mir eigentlich auch). Sonntagabend wollte ich es lieber ausfallen lassen. Ich erteile ihm aber großzügig die Erlaubnis, dass er beten darf. Seine Worte waren voll von Dankbarkeit und auch mit der Bitte um Versöhnung. Ich muss ihm widerwillig zustimmen und murmle ein leises "AMEN" unter der Decke. 
Bevor wir einschliefen wollte ich dann doch noch ein bisschen versöhnlich zu sein.  Ich entschuldigte mit halbherzig und fügte seufzend hinzu: "Warum kannst du nicht ein bisschen mehr so sein wie ich?" (Unter uns gesagt: ein schlimmer Gedanke! ;-)).

Ich muß an unsere Hochzeit denken  - auch so ein Tag überfrachtet mit Erwartungen. Während dem Gottesdienst hat uns, unter anderen, meine alte, weise Seelsorgerin gesegnet. Sie ist kurz darauf verstorben und ich bewahre ihre Gedanken wie ein Vermächtnis auf. Die Worte, mit denen sie uns gesegnet hat, habe ich genau aufgeschrieben:

Christina, ich segne deine Nöte und Schwierigkeiten, daß sie zur Herausforderung und zum Leben werden für Heio. Und Heio, ich segne deinen Mangel und Schwierigkeiten, dass sie zur Herausforderung und zum Segen werden für Christina.

Das ist ein ungewöhnlicher Segen. Eigentlich sind es doch vor allem unsere Stärken und Gaben, mit denen wir uns segnen wollen, oder?  Der Gedanke, dass das was mich an Heio nervt und ständig Reibefläche in unserer Beziehung ist, ein Segen für mich sein soll, kommt mir mir nicht sehr oft.

Dietrich Bonhoeffer drückt diesen Segen so aus, dass die Enttäuschung übereinander heilsam ist,  ja wir  sogar dankbar dafür sein können, weil es uns neu bewusst macht, dass wir alle von der Gnade und Vergebung von Jesus leben. 
Das sind krasse Aussagen, nicht wirklich angenehm . Und doch ahne ich, dass dahinter eine große Freiheit für unsere Beziehungen steht.  

Mein Lieblingsprediger Klaus Vollmer hat einmal über seine Gemeinschaft gesagt: "Bei und wird schon vergeben, bevor wir etwas falsch gemacht haben." Wie ein Gutschein, den man jederzeit einlösen kann. 
 In so einer Gemeinschaft würde ich gerne leben!  So eine Gnade würde ich gerne von anderen annehmen, wenn ich etwas falsch mache. 
In meinem letzten Blogbeitrag habe ich mich gefragt, ob ich meinem Herz Gnade schenke. Die andere Frage aber ist:  Bin ich auch bereit, anderen diese Gnade zu schenken, in ihren Schwächen, ihrer Zerrisenheit und Widersprüchlichkeit?

Ich merke oft schon bei den kleinsten Dingen wie "ungnädig" ich oft bin. 
Ich ärgere mich über Heio, der die Schuhe immer erst in der Wohnung auszieht (dass ich das auch oft mache, bemerke ich kaum. Ich bin ja gnädig mit mir!).
Ich bin ungeduldig und genervt, wenn meine Mutter mich nicht richtig versteht (und steif und fest behauptet, dass sie kein Hörgerät benötigt, wir würden alle nur zu leise reden!). 
Wie kann ich mich ärgern über verletzende Bemerkungen und halte es dem anderen innerlich noch vor, während ich Gottes Vergebung für mich gerne annehme!
Und wie enttäuscht kann ich sein, wenn der andere eben so anders ist als ich....

Gnade schenken. Mir selbst UND dem anderen.

Die Weihnachtswoche ist angebrochen. Tage die bei vielen von uns mit Erwartungen vollgepackt sind und bestimmt am Ende auch mit der einen oder anderen Enttäuschung.
Ich bin noch am Geschenke packen und habe doch, mal wieder, vieles nicht geschafft. Keine Weihnachtspost verschickt, nicht mehr geschafft meinen Freunden mit einem Geschenk zu zeigen, dass sie wertvoll für mich sind..

Aber vielleicht kann ich doch noch eine Sache schenken - den Gutschein in letzter Minute! Wenn Erwartungen enttäuscht werden, bei Verletzungen und kleinen Dingen die mich nerven: Gnade schenken. So wie ich auch hoffe, dass sie mit mir gnädig sind!  Zu vergeben, bevor etwas falsch gemacht wird. Ein Gutschein, der nicht verfällt, den man jederzeit einlösen kann.

Mein Herz flüstert mir zu: Christina, das schaffst du doch gar nicht. Mach keine falschen Versprechungen.  Es stimmt, ich habe das nicht in mir. Aber es gibt eine Quelle, von der ich es bekommen kann. Johannes schreibt im Weihnachtsbericht über Jesus:
"Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade um Gnade." 

Das hört sich an als hätten wir ein fettes Gutscheinheft.  Mal sehen, ob ich in den nächsten Tage etwas davon verteilen kann (und ich bin mir sicher, ich kann den einen oder anderen Gutschein für mich selbst gebrauchen!).

In diesem Sinne : frohe Weihnachten euch allen!!!!



Samu, der Hirte

ein tanzender Engel
und ein schwer beschenktes Flüchtlingskind.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

schenk dir Gnade.

Letzten Sonntag habe ich eine ganze Gruppe Kinder enttäuscht.
Ich wollte den Kleinen im Kinderdienst das Geschenk von Weihnachten zeigen. Dazu hab ich ein großes, schön verpacktes Paket genommen und in die Mitte gelegt.  Alle waren neugierig und voller Vorfreude. Ein Geschenk, wie toll!
Erwartungsvoll wurde ausgepackt. Jeder durfte eine Lage Geschenkpapier abreißen. Das Geschenk wurde immer kleiner und kleiner. Ich sah die strahlenden Augen der Kinder und dachte plötzlich: "Mist, gleich werden sie total enttäuscht sein." Am liebsten hätte ich die Aktion abgebrochen oder schnell noch Schokolade reingeschmuggelt. Aber es war zu spät. Die letzte Packung wurde aufgerissen und heraus kam: eine ganz kleine Krippe mit dem Jesuskind. 



Ich  habe schnell versucht begeistert zu erklären, dass genau das, das größte Geschenk an Weihnachten ist und Grund zur Freude. Aber die enttäuschten Blicke der Kinder sagten mir, dass die Schokolade  ein viel größerer Grund zur Freude gewesen wäre.

Heute morgen sitze ich in meinem Lieblingssessel im Wohnzimmer, den Blick auf die schöne Uhr, die ich mir dieses Jahr schon selbst zu Weihnachten geschenkt hab.
 
auf dem Tübinger Weihnachtsmarkt gefunden!
Ich öffne mein Tagebuch  und blättere ein wenig durch meine Aufschriebe vom vergangenen Jahr. Wie schnell die Zeit vergeht!
Ich lese viel über meine Schwachheit, müde Tage, inneren Kämpfe und über den Versuch Dinge loszulassen die ich mir an der nächsten Ecke wieder auflade.
Doch- es war auch SO VIEL Gutes dabei (und ich werde auch noch einen Blogeintrag darüber schreiben, versprochen!). Aber irgendwie geht es mir beim Durchblättern der Seiten ähnlich wie den Kindern am Sonntag. Wenn ich die Tage anschaue, die Schicht für Schicht ausgepackt und gelebt wurden, dann bleibt am Ende enttäuschend wenig. Ich bin enttäuscht über mich. Ich wäre schon so gerne weiter und kämpfe doch IMMER NOCH mit denselben Dingen wie im Januar.

Aber über ein paar Sätze von Martin Schleske stolpere ich, wie über eine versteckte Schatzkiste.  
Er schreibt über die Gnade und darüber, dass sie ein Geschenk ist, was nur der Glaube öffnen und unserem Herz schenken kann. Ein vertrauender Mensch, so Schleske, hört auf sich ständig den eigenen Puls zu fühlen nach seiner Stärke oder Schwäche.
"Er ist nicht länger bereit sich ohne Gott zu denken. Er vertraut, dass Gottes Gnade mit ihm ist."

Vielleicht geht es am Ende gar nicht so sehr darum, dass ich alles besser hinbekomme und alles größer und kraftvoller wird.  Vielleicht widersteht Gott deshalb der Versuchung  im entscheidenden Moment "Schokolade" in mein Leben einzubauen weil ich dann das besondere Geschenk übersehen würde, das so klein und unscheinbar aussieht. 
Es kommt eingewickelt in meine Schwachheit und ich finde es unter dem Staub der Alltäglichkeit und dem Schmutz meines Versagens. Es ist kostbar und unbezahlbar für uns Menschen. Es steht für uns bereit, dank Jesus. Und es ist das größte Geschenk, das ich mir selbst machen kann: ich kann  meinem Herzen Gnade schenken.

Vielleicht kann mich die neue Uhr daran erinnern: seit Weihnachten leben wir unter einer neuen Zeitrechnung: Zeit der Gnade. Ein kleines, fast unscheinbares Vorzeichen, das für unsere Tage aber den ganzen Unterschied macht. Ich muß mich nicht länger ohne Gott denken.

Eine gesegnte Vor-Weihnachtszeit euch allen!!!  
Und wenn die Plätzchen anbrennen, wenn es Streit gibt statt trauter Familienharmonie, wenn euch die Enttäuschung packt über das Leben, wie es gerade ist, oder ihr entmutigt seid über euch selbst -  dann macht euch selbst das größte Geschenk: 
schenkt eurem Herzen Gnade.

Bild gestaltet von Melanie Klein

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Mutig Schwanken

"Wem musst du denn etwas beweisen?", diese Frage stellt mir die leise, sanfte Stimme, von der ich hoffe, dass es Jesus ist.  

Es ist Sonntagabend. Ich sitze auf dem Sofa im Wohnzimmer, total geschafft, nach einem vollen Wochenende. Der Sohn ist früh eingeschlafen, also kann ich den Tatort mal wieder in voller Länge genießen (meistens verpasse ich den Mord, was ziemlich blöd ist). 
Zwei Fragen beschäftigen mich am Ende des Films: Frage eins: Wie kann man nur so lange, dünne, wunderbare Beine haben wie Komissarin Lindholm? Und Frage zwei:  Muss ich meine, gerade begonnene, Nachhilfebetreuung im Asylantenheim wieder absagen?

Wir hatten ein Treffen der Flüchtlingsfreunde. Hauptgrund: wir brauchen noch Unterstützung. Letztes Mal war ich die einzige Mitarbeiterin und alle Kinder dieser Erde sind plötzlich aufgetaucht. Es gab leider keine feste Zusagen zur Mithilfe. Stattdessen wurde voller Elan besprochen was man alles mit den Kindern unternehmen könnte, wie oft man sich mit den Lehrern treffen sollte, wer gute Ideen zur Sprachförderung und Material hat...
Ich saß total fertig da und dachte: Das pack ich nicht. Alles was ich anbieten kann ist einmal die Woche (wenn wir nicht krank sind!) müde aufzutauchen, einen Mitstreiter haben, ein paar Kinder anlächeln, ihnen ein wenig beim Ausmalen und Schreiben helfen. Das war`s. Mehr geht nicht.
Deshalb sitze ich auf dem Sofa und frage Gott, ob ich aussteigen soll. Wie so oft, antwortet er mir mit einer Frage: "Christina, wem musst du eigentlich etwas beweisen?"

Das kann ich blöderweise gar nicht richtig beantworten. Vielleicht will ich den Leuten im Flüchtlingsverein beweisen, dass mir die Kinder wichtig sind (und deshalb muss ich genauso engagiert dabei sein wie sie)?  Oder ich schäme mich vor meinen geschätzten Bloglesern, dass ich hier erst total davon schwärme, wie toll das alles ist und wie Gott das für uns eingefädelt hat und dann schmeisse ich vielleicht alles wieder hin. 
"Du bist manchmal so wankelmütig", sagte ein Freund zu mir. Wankelmütig - was für eine doofe Eigenschaft, die ich da habe. Ich will so gerne geradlinig leben. Mein JA soll ein JA sein und mein NEIN ein NEIN und so weiter. Ich will treu sein und das was ich anfange auch durchziehen. Ist es vielleicht das, was ich beweisen will?

Gestern Abend telefoniere ich mit einer Freundin. Sie ist mitfühlend, klug und weise. Es ist ein bisschen so, als wäre C.S. Lewis am anderen Ende der Leitung. Ich jammere ausgiebig, erzähle dass eine der wichtigsten Asylbeauftragte der Stadt Stuttgart (ICH!) ihren Job vielleicht nach 3 Wochen hinschmeissen muss und ich will wissen was sie denkt. 
Schweigen (C.S. Lewis kramt in seinen Schätzen der Weisheit). Dann sagt sie mir, dass vieles im Leben eben keine klare Sache ist. Es braucht oft ein Suchen, ein Tasten in verschiedene Richtungen, was uns dann auf den richtigen Weg bringen kann. Danke Clive. Diese Worte helfen mir.
Bei all den angefangenen Projekten in meinem Leben: bei manchem wäre Durchhalten gut gewesen, keine Frage! Aber vielleicht brauche ich oft auch das Suchen, die Schritte vor und zurück, um am Ende die richtige Richtung zu finden.


In Wankelmut steckt das alte Wort WANKEN. Es bedeutet schwankend, unbeständig, schwach, zweifelnd. Und da ist, erstaunlicherweisen, noch das Wort MUT.
Ich wünsche mir so sehr mehr Klarheit zu haben, bevor ich losgehe. Aber manchmal kommt die Klarheit erst auf dem Weg. Und es braucht Mut, sich zweifelnd, schwach und suchend auf den Weg zu machen. Mit einem offenen und fragenden Herzen und dem vertrauen, dass jemand meine Schritte lenken kann.

Ein junger Mann bat einmal Mutter Theresa: "Bitte, beten sie, dass ich Klarheit für mein Leben bekomme". 
Sie antwortete: "Das werde ich nicht tun, Klarheit ist das, was sie loslassen müssen." 
"Aber sie scheinen immer Klarheit zu besitzen!", sagte der Mann. 
Lächelnd erwiderte sie: "Ich hatte nie Klarheit, aber ich hatte immer Vertrauen. Also werde ich beten, dass sie lernen, Gott zu vertrauen."

Mutter Theresa fällt mir nun wirklich nicht ein wenn ich an einen wankelmütigen Menschen denke. Aber ich habe ihr Buch gelesen: Komm, sei mein Licht. Es ist beeindruckend und auch irgendwie erschütternd. Wie viele Zweifel, wie viel Suchen und Dunkel war in ihr. Und was für ein Segen war ihr Leben!!!
Das macht mir Mut. Meine Zweifel, meine Schwäche, mein Schwanken wird am Ende Gott nicht daran hindern, dass er meine Schritte lenkt und mich zum Segen machen kann.

Ein Studium abbrechen, weil ich merke, dass es meinem Innersten nicht entspricht? Eine ungesunde Beziehung beenden? Ein Projekt liegen lassen, weil es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt ist? Den Arbeitsplatz wechseln? Etwas Kostbares loslassen und vertrauen, dass es ohne mich weiter wächst?   Zweifelnd und mit zitternden Knien eine neue Richtung einschlagen und merken: da ist jemand der unser Suchen wertschätzt und uns, auch im hin und her, unseren Weg zeigt.

Also gehe ich heute mittag zu den Kindern, mit Samu an der Hand.
Ich will versuchen, nichts zu beweisen. Ich suche. Ich schwanke. Und ich will vertrauen, dass Jesus meine Schritte lenkt.

Und hier noch ein paar Bilder aus meinem schwankend, gesegneten Leben:

die Zuglandschaft am Schloßplatz. Weitergehen? Nur unter Protest und Wutgeschrei!
noch mehr zum Staunen
Zeit anhalten...
...und zuschauen wie andere rennen.
der Nikolaus hat was gebracht- er ist wohl altersmilde:-)
treue Mitarbeiter. Danke-Essen und alles stinkt nach Käse.
Weihnachtsbasar für`s Kinderheim in Burma
selbstgemachte Musik- herrlich!
und meine Kalender wurden auch noch fertig.
es gab lecker Bayern- Waffeln...
und tolle Karten.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

über Maß halten und Bierkrüge stemmen

Ein neuer Rekord: habe es schon am 1. Advent geschafft so fertig und kaputt zu sein, wie ich es sonst erst nach den Weihnachtstagen bin. Das "Weihnachtsplätzchen-Frust-Essen" ist auch schon erledigt (das unverschämte Grinsen meiner Waage ignoriere ich) , dafür ist vieles ander noch unerledigt, was GANZ DRINGEND gemacht werden muss.

Mein Computer ist abgestürzt, der Körper streikt, ich bin zum Umfallen müde, habe Kopf- Hals und Rückenschmerzen. Aber ICH DARF JETZT NICHT KRANK WERDEN!!! 
In meiner Verzweiflung habe ich gestern eine Knoblauchzehe gekaut, weil der Mann meinte es hilft. Bin trotzdem wieder mit Halsweh aufgewacht und Samu begrüßte mich mit: "Mama, ich hab dich nicht mehr lieb, du stinkst!" Na toll.

Heute sage ich die Kinderbetreuung im Asylantenheim ab und versuche die Zeit zu  nutzen um meine Kalender für den Bazar am Sonntag fertig zu basteln. Ich komme nicht wirklich weiter, weil ich ständig unterbrochen werde und Samu beim Kleben mithelfen will (NEIN!!!!)- alles in allem also eine fröhlich, besinnliche Vorweihnachtszeit.

Nach meiner letzten Post hat mir meine Freundin Jutta eine wunderbare mail geschrieben.
Sie hat mir ein paar Gedanken aus einem Buch von Anselm Grün über das "Maß halten" geschickt. Damit ist nicht das Bierkrug stemmen auf dem Oktoberfest gemeint, sondern die Fähigkeit, der eigenen Person mit Würde gerecht zu werden und sie nicht zu überfordern.
Anselm Grün spricht davon, dass man tief innen eine Begegnung mit Gott finden kann, wo er uns mit Liebe und einem großen JA empfängt. Und daraus kann man auch die Würde an sich selbst wahrnehmen und leben-  innerhalb der eigenen Begrenztheit - meine von Gott gewollte und gemachte Persönlichkeit. 

Ach, genau das will ich lernen....und ich fühle mich meistens so weit weg davon.
Ich bin viel besser im "Bierkrug stemmen". Wir haben so einen Wettbewerb auf einer Gemeindefreizeit in Bayern mal gemacht und ich war gar nicht so schlecht. Man streckt das Maß von sich und es kommt einem ganz leicht vor. Nach ein paar Minuten fängt dann das Zittern an und mit letzter Kraft versucht man noch ein paar Sekunden zu überstehen bevor das Maß auf den Tisch kracht. Genau so sieht es bei mir oft im Alltag aus.

Ich brauche es so sehr, dass mir Jesus die Dinge aus der Hand nimmt, mich mit seinem "JA" empfängt und mir hilft, freundlich mit mir zu sein. Mich mit Würde behandeln. Meine Grenzen nicht immer als ungeliebte Bremsklötze und Spaßverderber zu sehen, sondern als Umriß meiner von Gott gewollten und gemachten Persönlichkeit. Mein Maß. 

Ich glaube ich lebe innerhalb von diesem Maß, wenn ich die Dinge, die ich heute tue, auf lange Sicht gut tun kann. Keine "Hau-Ruck-Aktionen", kein "das muss ich noch schnell erledigen bevor ich zusammenbreche". Freundlich mit mir umgehen.

 Aber wie schaffe ich das????

Am liebsten würde ich alles wieder wie ein Bierkrug in die Höhe reissen und mir zurufen: 
"Das musst du doch jetzt endlich mal hinbekommen! SEI ENDLICH FREUNDLICHER ZU DIR, DU LOOSER!!!"

Keine gut Idee, ich weiß. Ich glaube, das Einzige wozu ich in der Lage bin ist einen kleinen Schritt in die richtige Richtung machen. Zu Jesus.
Und dann sagt er so wunderbare Dinge: 

"Bist du müde, ausgelaugt und religiös ausgebrannt? Dann komm zu mir. Lass uns zusammen sein und du wirst wieder zu Kräften kommen und dein Leben wiederfinden. Ich zeige dir, wie du wirklich zur Ruhe kommen kannst. Gehen wir zusammen, beobachte wie ich die DInge tue, lerne den ungezwungenen Rhythmus der Gnade. Ich werde dir nichts schweres oder krankmachendes auflegen. Bleib mit mir in Kontakt und du wirst lernen frei und leicht zu leben."
(Matt.11,26- frei übersetzt aus "the message") 

Das klingt als kennt Jesus ganz genau mein Maß. Und er meint es so gut mit mir. 
Ich will von ihm den Rhythmus der Gnade lernen. Keine Ahnung wie er mir das beibringen will. Aber es ist vielleicht wie tanzen mit Patrick Swayze: wenn der Partner gut ist, stolpert man zwar anfangs ständig über seine Füße, aber irgendwann spürt man den Rhythmus und lernt zu tanzen. Ich vertraue einfach, dass Jesus das schafft mit mir...sogar mit mir.

Ein schöne Adventswoche Euch allen! 
Seid freundlich zu euch...und wenn es schwerfällt: einfach einen kleinen Schritt in die richtige Richtung. Wir werden mir einem großen "JA" empfangen.



Dienstag, 25. November 2014

in Mangel und Überfluß

Samu zum 1.Mal am Meer!
Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen unseren Sommerurlaub schon früher zu planen. Ich dachte dann ist es nicht so stressig wie sonst. Aber irgendwie sind es die gleichen Probleme, nur ein paar Monate früher:
Meer wäre toll, aber warum ist das Meer - auch in diesem Jahr - so weit weg? :-) Kommen Freunde mit und vielleicht ein Spielkamerad für Samu? Und wenn nicht- was tun wir, wenn es die ganze Zeit regnet und wir in einem kalten Ferienhaus feststecken (24-h Auto und Zug spielen- aaahhh!)?
Eine Freizeit? Haus mit Kinderbetreuung? Aber eigentlich mag ich sowas nicht und will lieber meine Ruhe im Urlaub...

Ich klicke mich also seit einigen Abenden durch sämtliche Angebote und komme zu dem deprimierten Entschluß, dass nichts wirklich passt und wir am besten Zuhause bleiben sollten (armer Mann, der das immer mitmachen muss!).

Ganz nüchtern betrachtet sind das natürlich einfach nur Luxusprobleme. Es gibt genügend Leute in meinem Umfeld die sich keinen Urlaub leisten können.  
Aber ich merke auch, dass sich hinter dem  Frust der Sommerplanung noch etwas anderes verbirgt. Es ist ein Gefühl, dass ich manchmal denke, wir sind als Familie - zu dritt - nicht genug. Letzten Urlaub, wir kamen gerade in unserer Ferienwohnung an, Samu sagte erwartungsvoll:  "Und? Wann kommen die anderen alle?". Erst musste ich lachen, aber dann habe ich ihm gesagt, dass es "nur wir" sind und es hat sich ganz mangelhaft angefühlt.
 
Wie blöd, ich weiß.  Wie viele sehnen sich nach einem guten Partner und planen den Urlaub alleine, oder müssen mit einem unerfüllten Kinderwunsch leben! Wirklich, ich weiß wie gut es mir geht. Die meiste Zeit bin ich auch sehr, sehr dankbar dafür. Aber in manchen Situationen (wie z.B. bei der Urlaubsplanung) spüre ich, dass ich Samuel gerne mehr geben würde und es tut mir dann einfach leid, dass es "nur wir" sind .


Manchmal kommt das Gefühl auch, wenn ich mit Samu auf den Spielplatz gehe und die anderen vor allem mit ihren Geschwistern spielen (so sehr Geschwister auch streiten können- nach außen hält man zusammen!). Dann wird es mir ein wenig schwer um`s Herz, wenn der kleine Sohn so alleine seine Sandburg baut. Geschwister sind was tolles und es tut mir leid, dass er das nicht erleben kann.


ich fand es so toll, mit meiner Schwester zusammen aufzuwachsen...

wie gerne würde ich ihm dieses Geschenk machen.

Wenn mein Herz so schwer wird, dann brauche ich Zeit mit meinem besten Freund. Also sitze ich heute ein wenig länger schweigend mit ihm in unserem Wohnzimmer und halte die Bibel fest (das hilft mir in manchen Situationen mehr, als darin zu lesen:-)). 

Und plötzlich ahne ich, dass es nicht darum geht einen Mangel auszugleichen, der nicht auszugleichen ist. Es geht vielmehr darum, meine Armut und den Mangel immer wieder anzunehmen (und ihn auch nicht runterzuspielen - nach dem Motto: du solltest doch einfach dankbar sein!). Ich kann immer mal wieder den Schmerz zulassen und mir dann die Tränen trocknen lassen. Dann kann ich wieder mein Leben wie ein Glas anheben und das schmecken und trinken, was mir gegeben ist. So übervoll mit Gutem und manchmal ein wenig bitter im Geschmack. Beides ist mein Leben. 

Paul Tornier schreibt in seinem Buch  "Leben, das große Abenteuer", dass seiner Ansicht nach, der Hauptunterschied zwischen Menschen nicht darin liegt ob wir verheiratet sind oder nicht (und auch nicht ob und wie viele Kinder wir haben). Der Hauptunterschied zwischen Menschen besteht darin, ob sie ihr Leben, so wie es ist, annehmen oder ob sie es nur widerwillig ertragen. Tornier warnt auch davor, dass das größte Hindernis für die Annahme eine scheinbare Annahme ist. So schreibt er:

"Es hilft nicht zum anderen zu sagen: Du musst dein Leben so annehmen, weil Gott das so für dich gewollt hat. Es wäre anmaßend, das zu behaupten. Was wissen wir über den Willen Gottes für andere? Was hingegen hilft, ist die Gewissheit,dass Gott uns liebt...was immer auch unsere Entbehrungen sein mögen: Wenn wir lernen unser Leben, wie es ist, anzunehmen und nicht von einem anderen träumen, wenn wir es unter göttlicher Inspiration leben, dann verwirklichen wir unser menschliches Schicksal, das heisst, ein von Gott gelenktes Abenteuer."

Paulus schreibt, dass er gelernt hat im Mangel und Überfluß genug zu haben (Phil.4,12ff.). Was für eine Aussage!!! 
Und er fügt hinzu: "Das alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt". 
 Es gibt Dinge, die bekomme ich nur hin, weil mir Jesus dabei hilft (eigentlich sehr viele Dinge!!!)...und mein Mangel ist ganz oft ein Landeplatz für seine Gegenwart in mir. Und plötzlich spüre ich: Ja, es fehlt etwas und trotzdem - es ist genug. Das kann ich nicht für irgendein anderes Leben glauben. Das kann ich nur für mein eigenes Leben annehmen (und auch für Samu hoffen).

Also,wenn ich heute abend wieder durch die Tui - FeWo-Direkt und sonstige Seiten klicke, will ich daran denken: Ich muss den Mangel nicht durch eine tolle Ferienplanung ausgleichen. Und unsere Freunde und andere Kinder sind ein Geschenk, aber sie müssen und können keinen Lücke stopfen, das wäre ihnen gegenüber auch nicht fair. 

Ich wil lernen zu glauben:  Im Überfluß und Mangel  - es ist genug.
Es ist unser Leben. 
Ein von Gott gelenktes Abenteuer.  


Montag, 17. November 2014

Flohwalzer spielen

 Gestern habe ich mit Samu zusammen die ersten "Ausstecherle" gemacht. Eigentlich eine schöne Sache.  Auf den "Backen mit Kindern" Bildern sieht das alles immer toll aus: eine liebevoll, strahlende Mutter, ein Kind mit roten Backen das sorgsam den Teig ausrollt und ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. 
Bei uns läuft das irgendwie anders ab. Ich weiß, es ist pädagogisch verwerflich, aber jedes Mal wenn der kleine Mann fröhlich in die Küche marschiert und verkündet: "Ich helf dir, Mama!", zucke ich innerlich zusammen und denke: "Oh NEIN!!! " Manchmal biete ich ihm an, dass er weiterspielen darf, aber solche unsinnigen Vorschläge ignoriert er. ich brauche schließlich seine Hilfe.

Gestern dachte ich also, ich nehme mir Zeit und lasse ihn richtig mithelfen. Um es kurz zu machen: es war ziemlich anstrengend. Hier ein paar Einblicke:





Ich habe versucht zu retten was geht. Am Ende kam dann doch ein ganz leckeres Ergebnis zustande und wir haben den gemeinsamen Erfolg gefeiert.

selber gemacht!

Während wir so zusammen gebacken haben und ich versucht habe ein größeres Chaos zu verhindern, habe ich mich gefragt ob es Gott wohl manchmal ähnlich geht.
Vielleicht hat Jesus auch manchmal innerlich gedacht: "Oh NEIN", wenn seine Jünger ankamen um zu helfen. Vielleicht ist es der größte Beweis für seine Liebe und eine unglaubliche Selbsbeherrschung Gottes, dass er in der langen Menschheitsgeschichte nicht irgendwann gesagt hat: Jetzt mach ich es lieber allein. Ihr habt genug "geholfen". Vielen Dank.

Wie oft habe ich, durch meine gutgemeinte Hilfe, wohl ein Chaos angerichtet?
So wie bei dem Einsatz in St. Petersburg, wo ich einem obdachlosen Mann, der am Straßenrand lag, geholfen habe wieder auf die Beine zu kommen. Er war ziemlich schwer und störrisch und es kostete mich einige Mühe ihn aufzurichten. Die russischen Jungs aus unserem Team standen auch nur da und schauten lachend zu. Unverschämt und völlig unverständlich. Bis sie mir sagten, dass der Mann mich auf russisch angefleht hatte: "Bitte, bitte, lass mich doch hier liegen! Bitte, ich will nicht aufstehen!" Was für eine großartige Hilfe. Mutter Theresa von St. Petersburg.
Fast so gut wie gestern im Gottesdienst, in dem ich einfach ein Gebet beendet hatte bevor der Gottesdienstleiter den Segen sprechen konnte. Ich wollte helfen und musste mich danach entschuldigen. 
Ob Gott wohl oft dasteht und denkt: "Oh NEIN!!! Jetzt versucht sie wieder mir zu helfen!"   

Aber vielleicht freut er sich trotz allem wenn wir mithelfen, weil er uns lieb hat, weil er einfach gerne mit uns zusammen ist und weil er die Erfolge zusammen mit uns feiern will?


In dem wunderbaren Buch "der ungezähmte Glaube" (müsste eingtlich auch dringend in meine Top 10 Bücher) schreibt Mike Yaconelli folgende Geschichte, die sich auf einem Konzert des polnischen Pianisten Paderewski in New York ereignete: 

Eine Mutter hat ihren kleinen Sohn mitgebracht, in der Hoffnung, dass er wieder Lust zum Klavier üben bekommt, wenn er den Meister spielen hört. Das Konzert hatte noch nicht begonnen, der Junge war unruhig und lief hin und her. Zum Entsetzen der Mutter rannte er Richtung Bühne und fing an auf dem Flügel den Flohwalzer zu spielen. Großer Ärger im Publikum. Die Saaldiener wollen ihn schon entfernen, da betrat Paderewski die Bühne. Gespannte Stille. Was würde er tun?
Der große Pianist setzte sich neben den Jungen und flüsterte ihm zu: "Hör nicht auf zu spielen, mach weiter. Du spielst toll!" und dann improvisierte er ein Konzertstück zur Melodie des Flohwalzers.
Mike Yaconelli schreibt dazu: 
Eines Tages werden wir in dem großen Konzertsaal Gottes sitzen und das herrliche, wunderbare Konzert hören,  das Gott erklingen ließ, während du und ich, kindlich und stümperhaft, unsere Version des Flohwalzers spielten.

Diese Geschichte macht mir Mut: 
Am Ende ist Gottes Fähigkeit größer, etwas Gutes aus meinem Leben zu machen, als meine Fähigkeit, ein Chaos anzurichten. 

In unseren Ohren klingt unser Alltag oft wie schräg gespielter Flohwalzer. Wir hören hier nur einen Teil der Musik und meistens klingt es sehr unspektakulär:

Windel wechseln

Rotznasen abputzen

Geduldig bleiben

Arbeiten gehen

Obdachlosen aufhelfen

müde Gebete sprechen

versuchen auf Gott zu hören

jemand ein bisschen Mut machen

monatlich etwas Geld spenden

Flohwalzer spielen.

 Und Gott flüstert uns zu:   "Hör nicht auf. Spiel einfach weiter. 
 Du machst es toll! Wir machen es zusammen, ok? 
 Und am Ende wird daraus es etwas wunderbares zu meiner  Ehre. Vertrau mir. "