Mittwoch, 30. März 2016

Über Ostern und die Dinge die ich nicht machen kann.

Unser Ostern:

Aufführung: die jubelnden Frauen am Grab!

 
Karfreitag auf dem Berg

Auftritt des Römers

wir trotzen dem Regen...
und lassen Luftballons steigen.

Wünsche werden wahr: eine Gummischlange! (Igitt).


Osterbrunch mit Jesusfreaks und friends
Was Oma noch tolles auf dem Speicher findet...

Ostersonne beleuchtet den Heimweg.

Heute beginnt wieder der normale Alltag. Ehrlich: ich bin froh darüber!  So dankbar ich für die zurückliegenden Feiertage auch bin - sie waren angefüllt mit Gutem, aber an manchen Stellen war es einfach zu viel des Guten. Zu viel habe ich in diese paar Tage gepackt. Am Ende waren es vor allem zu viele Schokoladenhasen, zu viel Programm, zu oft gestresste Mama und zu viele Kilometer auf der Autobahn (und jedes Mal nehmen wir uns vor: nächstes Jahr machen wir es besser :-)).

Im Rückblick erkenne ich, wie sehr ich darum bemüht bin besondere Momente zu schaffen. Ich mobilisiere dafür meine letzten Kräfte. Fahre noch schnell im Stadtverkehr zum Ballonladen. Entwerfe ein Soldatenkostüm. Lese am Feierabend quer durch ein paar Bücher um ein paar gute Osterzitate zu finden. Backe kurz vor Mitternacht Brötchen. Organisiere noch schnell einen guten Kaffee und Blumen für unsere Mütter. Stresse meine Lieben, dass wir frühzeitig aufbrechen wegen der Tischdeko. Und so weiter. Und am Ende bin ich ziemlich erledigt und  sauer auf mich. Weil ich es  immer noch nicht begriffen habe wo meine Grenzen sind und wie unwichtig manche Dinge sind.

Das Besondere am Karfreitag war nicht der Luftballonstart (er ging im Geschrei der Kinder unter, die sich nicht von ihrem Luftballon trennen wollten:-)) sondern dass sich tatsächlich eine kleine Gruppe von Leute bei dem Sauwetter auf den Weg gemacht haben.  Wir standen zusammen frierend am Kreuz, teilten zerbröckelte Kekse und heissen Tee und haben dabei an unseren Freund gedacht der einen so unglaublich schweren Weg für uns gegangen ist.  

Ich vermute auch, dass die Kinder nicht so viel von meinen gut einstudierten Soldaten-Geschichte verstanden haben. Danach wollten die Jungs alle kämpfen und mit Schwertern spielen. Aber wie ich morgens mit Samuel müde in seiner Kinderbibel geblättert habe und er lange und immer wieder das Bild von Jesus am Kreuz angeschaut hat, da habe ich gespürt: jetzt hat er etwas verstanden. Etwas ist in diesem Augenblick in seinem Herz angekommen.

Und ich glaube bei unserem Brunch war nicht die Kaffeequalität oder meine tollen Brötchen entscheidend. Es war das Zusammen SEIN. Es waren kleine Begegnungen am Rande: Freudige Umarmungen. Die spontanen und ermutigenden Worte einer Freundin, unter Tränen gesagt. Kurze, innige Gebete und Gespräche bei denen es sich anfühlte, als hätte sich Jesus zu uns an den Tisch gesetzt (und dass sich einer der Männer die Zeit nahm um mit Samuel sein Legoauto zusammenzubauen war für mich auch ein besonderer Moment!).

Damit will ich nicht sagen, dass meine Vorbereitungen schlecht oder völlig unnötig waren. Es hat seinen Platz Dinge vorzubereiten und einen schönen Rahmen zu schaffen. Aber manchmal bin ich so beschäftigt und angetrieben mit all den DINGEN, mit allen TUN und MACHEN, dass ich die Grenze nicht finde wo mein MACHEN aufhört und das Empfangen beginnt. Ich vergesse, dass man besondere Begegnungen und prägende Momente nicht selbst erschaffen kann - sie werden uns gegeben. Geschenkt. Mittendrin oder am Rande. Oft in ganz unauffälliger Verpackung. 
Ich muß an einen wunderbaren Text einer befreundeten Bloggerin denken
(es lohnt sich den ganzen Text zu lesen!

Hinter den vielen inszenierten, zelebrierten, durchstudierten Großauftritten sind es am Ende doch die Augenblicke am Rande derselben, die uns verändern...  
Sie können nicht hergestellt oder erzeugt werden. Sie sind nicht planbar. Sie entstehen neben und im Verzicht auf alle Inszenierung. Wer sie erschaffen will, wird scheitern – und während des Versuchs vielleicht doch unverhofft und unerwartet mit ihnen beschenkt.

Im April stehen bei uns ein paar Geburtstage an. Schon jetzt stresst mich der Gedanke daran! Aber vielleicht könnte ich da ja ein bisschen weniger "inszenieren" und planen (zum Beispiel die Backmischung nehmen, die Wohnung erst DANACH putzen, kein großes Programm aufstellen...) und ein bisschen mehr Platz und Energie übrig lassen für die wirklich wichtigen Dinge. Für das zusammen SEIN. Für kleine Begegnungen am Rande und für unverhoffte Geschenke mittendrin, die ich sonst wieder übersehe.

die schaukelnde Oma...wie schön!


PS: Leider funktionieren seit einigen Posts die Benachrichtigung über e-mail nicht. Das tut mir leid! (ich weiß noch nicht woran es liegt...)

Montag, 21. März 2016

Schutzplatz!

Seit Wochen hat sich bei uns ein merkwürdiges Abendritual entwickelt: Ich sage Samu gute Nacht, sorge dafür dass das Licht im Gang an ist und kaum lasse ich mich im Wohnzimmer auf`s Sofa fallen ruft es: "Mama, ich träum schlecht!" Ich rufe ihm zu, dass man so schnell noch nicht träumen kann, aber er lässt sich nicht beruhigen. Er träumt von Schlangen und die sind jetzt in seinem Zimmer. Widerwillig verlasse ich den bequemen Sofa, suche sein Zimmer nach Schlangen ab, wedle ein bisschen durch die Luft und versichere ihm, dass keine da ist. Licht aus. Sofa. Ich zähle bis drei und da jammert es wieder verzweifelt von nebenan: "Mama, ich träum schlecht." Dieses Mal sind es die Räuber. Also werden die Räuber vertrieben. Das wiederholt sich so lange bis ich sauer werde und er weinend fragt warum ich sauer bin und dann sind wir wieder Freunde und ich umarme ihn und er schläft ein. Kein gutes Abendritual. Ich weiß. 

Jetzt habe ich eine andere Lösung gefunden: einen Schutzplatz. "Schutzplatz" - das ruft Samu ganz oft wenn er mit anderen Kindern fangen spielt oder wenn er vor mir davonläuft und ich kurz davor bin ihn zu fassen. Sobald er dieses Wort ausgesprochen hat ist er an einem sicheren Ort und er wird in Ruhe gelassen. Nun habe ich ihm erklärt, dass bei Jesus auch so ein Schutzplatz ist, wenn die Angst vor der Schlange oder den bösen Räubern kommt.  Er hat mir aufmerksam zugehört. Und ich glaube er hat es verstanden. In den letzten Tagen höre ich ihn manchmal noch flüsternd beten und dann ist Ruhe.
 


Ich finde es nicht immer einfach ihm den Glauben zu vermitteln - kindgerecht und doch nicht zu platt, dass er es in einigen Jahren als lächerlich abtut. Die Sache mit dem Schutzplatz hilft ihm vielleicht heute gegen seine unsichtbaren Schlangen und Räuber -  aber wird es auch morgen helfen, wenn ihn ganz andere Dinge angreifen und bedrohen in dieser wunderbaren, zerbrochenen Welt? Gebe ich ihm nur eine kindliche "Abrakadabra-Formel", oder ist es real und tragfähig für sein Leben? 

Ist es denn real und tragfähig in meinem Leben?

Ich denke ich hatte und habe in vieler Hinsicht - und im Vergleich zu den meisten Menschen - ein sehr gutes und ziemlich behütetes Leben. Und doch habe ich in meinen 46 Jahren Situationen erlebt in denen ich dringend einen Schutzplatz nötig hatte. Momente in denen es unglaublich dunkel wurde. Ängste. Schmerzen. Einsamkeit. Tod von geliebten Menschen. Enttäuscht und ausgebrannt. Blutend im Krankenwagen. Sorgen wie unüberwindbaren Wellenberge. Bedrückende Schuld. Alles Momente in denen ich zu Jesus gerannt bin. Und ich habe es genau so erlebt wie David, der zu Gott sagt

Zu Dir kann ich jederzeit fliehen. Du bist meine Festung, die kein Feind bezwingen kann...Bei dir finde ich Zuflucht. (Ps.61).

Ja, Jesus war und ist der Schutzplatz meines Lebens. In den dunkelsten Momenten. In kleinen Alltagsstürmen. Bei ihm ist der Ort an dem ich Frieden finde. Immer wieder. Mein Zuhause.

verlorener Sohn / Rembrandt

Diese Woche beginnt die Kar-Woche. Mein schlaues Herkunftswörterbuch sagt mir dass das althochdeutsche Wort Karfür schreien und jammern steht. Es ist die Woche in der wir Christen daran denken, dass Gott unser schreien und jammern gehört hat. Unsere Angst alleine im Dunkel. Ohne ihn. Und er hat sich nicht auf den himmlischen Sofa bequem gemacht und und ein kleines Licht in den Gang gestellt. Er hat Jesus in das Dunkel geschickt. In den Kampf gegen die alte Schlange die uns vernichten will. Nicht symbolisch. Ganz real. Schmerzen. Folter. Blut. Schreie. Er hat dem Dieb aus den Händen gerissen, was er uns geklaut hat und mit seinem Leben dafür bezahlt  
Das ist weit mehr als eine kleine Formel die Samu jeden Abend beruhigen soll. Das ist eine tiefe Realität über unserem Leben.

Der sicherste Ort bei einem Waldbrand ist die Stelle ist, an der das Feuer schon gewütet hat.  
Verbrannte Erde unterm Kreuz. 

Unser Schutzplatz. 

In Feuer und Sturm. 

Zu jeder Zeit. 

An jedem Ort. 


Mittwoch, 16. März 2016

Liebe mich gesund.

Wir haben unseren Kurzurlaub nachgeholt. Obwohl ich innerlich schon  frühlingsreif bin haben wir uns nochmal in den Schnee gestürzt und über die schöne Bergwelt gestaunt.



Samu beisst vor Freude in die Bettdecke- das hat er von mir gelernt! :-)

Am zweiten Tag ist das Wetter nicht so toll und wir machen uns auf dem Weg zum Wellenbad. Dort stelle ich fest, dass ich meinen Badeanzug vergessen habe. Also kaufe ich noch schnell an dem kleinen Laden am Eingang einen neuen. Nichts zieht mich so sehr runter wie der Kauf eines Badeanzugs (und meine Stimmung war an diesem Tag sowieso schon etwas düster!).  In der Umkleidekabine versuche ich Samuel davon abzuhalten den Vorhang aufzuziehen und werfe gleichzeitig einen kurzen, verzweifelten Blick in den Spiegel. Ich entscheide mich für das günstigste - und nicht besonders schöne - Model und gehe dann seufzend Richtung Chlorgeruch  und Kindergeschrei. Ich stelle meine Badetasche neben das Kinderbecken und würde am liebsten schon unser ganzes Vesper aufessen. Frustessen, ich weiß. Allein der Gedanke, dass andere kopfschüttelnd zusehen könnten wie die "dicke Frau" die ganzen Kekse verdrückt und Samus Wutgeschrei wenn er merkt dass die Schokolade weg ist, hält mich davon ab.
Neben mir sitzt eine Frau mit ihrem Kind im Babybecken. Sie hat ungefähr meine Figur, trägt einen Bikini und fühlt sich ganz offensichtlich einfach wohl und genießt die Zeit mit ihrem Kind. Sie macht mir Mut. Ich gehe zum Wellenbad (ein guter Ort um sich zu verstecken!) und während ich immer tiefer in`s Wasser gehe und mich tragen lasse, erinnere ich mich an ein Gebet, das ein Freund aus der Jesusfreak-Bewegung jeden Morgen betet: Jesus, liebe mich gesund!   
Mein Blick ist natürlich ständig auf dem kleinen Sohn neben mir. Samu jubelt und wirft sich begeistert in jede Welle. Und es gibt nichts schönerers als ihm dabei zuzuschauen. Ich freue mich über seine Freude.  Über seine Unbekümmertheit. Und ich schaue auf mich und mit jeder Welle die über mich rollt rufe ich in meinem Herz: Jesus, BITTE!!!, liebe mich gesund.

Liebe mich so lange bis ich mein Unbehagen über mich verliere. 

Liebe mich bis ich einen liebevollen Blick in den Spiegel der Umkleidekabine werfen kann, weil ich anfange mich mit deinen Augen zu sehen.  

Liebe mich bis ich mich unbekümmert so zeigen kann wie ich bin.  

Liebe mich bis ich einen Bikini tragen will (ok, vielleicht nicht ganz so weit;-)).

Liebe mich bis ich satt bin und voller Frieden werde. 

Liebe mich bis ich mich selbst vergessen und einfach leben kann.

Liebe mich  bis ich mich in die Wellen werfe und mich darüber freue, dass das Wasser mich trägt.

Und liebe mich bis ich deine Freude wahrnehme, wenn du mich dabei beobachtest.

Liebe mich gesund.

Es war keine "Spontanheilung" im Wasser. Es war die Erkenntnis, dass ich einfach weiter gesund geliebt werden muß. Und in manchen Bereichen, die ganz schön kaputt sind, brauchen wir eben ganz lange, ganz viel Liebe. Meine alte, wunderbare Seelsorgerin antwortete einmal lächelnd auf die Frage ob wir wohl jemals genug geliebt worden sind: "Nein." (da fällt mir ein: muß dringend meinen nächsten Seelsorgetermin ausmachen!)

Während ich das schreibe denke ich mir: Ich könnte das Gebet des Freundes wieder regelmässig morgens beten. Nachdem ich auf die Knie gegangen bin und mir bewusst gemacht habe unter welchen Blick ich leben will (auch etwas wo ich noch gesund werden m!). Ich könnte einfach einen Moment ganz still werden und mir vorstellen dass Gottes Liebe wie ein riesiger Ozean ist der mich umgibt. Und dann sage ich zu dem besten Freund der Welt: "Jesus, liebe mich gesund."

Davon kann ich nicht genug kriegen. Es ist diese Liebe die uns trägt. Heute. Durch jede Welle. Diese Liebe kann mich heil und gesund machen kann. Bis ich immer mehr und an allen Orten (sogar im Schwimmbad!) unbekümmert unter seiner Freude leben kann.