Dienstag, 29. November 2016

Bereit für die Adventszeit

Ist bei euch der erste Advent auch so überraschend ins Haus gefallen? Ich hab am Sonntag noch schnell ein bisschen Weihnachtsdeko aufgehängt - zum Fenster putzen hat es nicht mehr gereicht, die Sonnenstrahlen heute morgen haben`s verraten.



Egal. Ich bin trotzdem bereit für die Adventszeit. Nein nicht für die hektische "Vorweihnachtszeit" in der wir genervt durch die Läden rennen und nach den Dingen suchen die kein Mensch braucht. Ich freue mich, dass der Advent so früh beginnt weil ich die Erinnerung brauche, dass Gott ankommt, mitten im Dunkel, mitten in unserer verwundeten Welt.  Ich freue mich auf die dunklen Abende und auf das Anzünden der Kerzen. Ich brauche ein bisschen Raum für das Warten und die Sehnsucht nach Erlösung. Ich brauche den Blick auf das Kind in der Krippe, Gott so verletzlich und herzergreifend nah. Ich brauche die Hoffnung dass er immer wieder aufs Neue hineingeboren wird in jedes Dunkel das wir Menschen anrichten und in jedes Dunkel das ist uns wohnt. 
Immanuel. Gott mit uns. 


Komm, ach komm, Immanuel. 




Das heisst nicht dass ich meditativ und still durch die nächsten vier Wochen gehen werde. Es sind ja tatsächlich einige Dinge zu erledigen, Termine einzuhalten und Feste zu feiern. Und trotzdem: Ich will die kleinen Momente nutzen und so oft es geht Kerzen anzünden, Tee trinken und an diejenigen denken, die sich nach Wärme und Licht sehnen. Ich will den Blick durch die ungeputzten Fenster werfen, dankbar für unser warmes Zuhause - so unpefekt wie es nunmal ist. Ich will mich warm anziehen und Spaziergänge machen, den Atem wie Rauchzeichen für den Himmel in die kalte Luft steigen lassen. Ich will die Schuhe an der Tür abklopfen, Jahresrückblick halten und mich frei machen von Ballast auf der Seele. Ich will mein Herz und unsere Tür öffnen, Freunde bewirten und Fremden zulächeln und mit der Wärmflasche auf dem Schoß schöne Bücher lesen. Ich will mich an staunenden Kinderaugen freuen und an kitschig blinkenden Lichterketten und ich will ein bisschen weniger Worte machen und mehr hinhören. Auch hier.  
Ich will euch ein bisschen Ruhe gönnen von meinen vielen Gedanken. Stattdessen gibt es hier bis zu Weihnachten ab und zu kleine Andventsfenster: vielleicht ein Bild, ein Zitat, ein Verweis auf schöne Worte von anderen...Mal schauen wie das klappt :-).
Ich möchte gerne gemeinsam mit euch Warten und Ausschau halten, nach dem Gott der ins Dunkel kommt.
Und da wo ich ihn entdecke will ich feiern.  Unsere Instrumente sind gestimmt...

 Eine erwartungsfrohe Adventszeit euch allen!!!!

Mittwoch, 23. November 2016

Mama funktioniert nicht

Heute morgen hat nichts wirklich funktioniert! Ok, "nichts" stimmt nicht. Bin ohne Kopfschmerzen aufgestanden. Das Fieber ist auch weg und die Übelkeit ist besser. (hatte einen blöden Magen-Darm-Virus) Ich fühle mit zwar noch halbkrank, aber auf jeden Fall schon um einiges besser also vor ein paar Tagen. 

Samu malt: Mama im Bett( leider hat er den Gesichtsausdruck super getroffen!)

Nach dem Frühstück wollte ich schnell mit Samu los, weil ich einen Telefontermin hatte - und das hat dann nicht mehr funktioniert! Samu hat ewig gebraucht um Schuhe und Jacke anzuziehen, dann noch drei mal was vegessen und noch etwas kaputt gegangen. Kind: Tränen, Geschrei, Wutanfall.  Mama: Schweißausbruch, Geschrei, Wutanfall. Telefontermin: absagen. Aufs Fahrrad schwingen und leises Schluchzen auf dem Rücksitz ignorieren. Halbe Strecke: Schimpfen. Halbe Strecke: schlechtes Gewissen. Entschuldigen. Tränen abwischen. Abschiedskuss. Mist.
Wieso bin ich so schnell aus dem Gleichgewicht zu bringen wenn etwas (oder jemand) nicht so funktioniert wie ich das gerne hätte? Warum funktioniere ICH nicht so toll wie ich das gerne hätte? Wieso kann ich nicht entspannter sein? Wieso nehme ich meine Pläne so wichtig? ICH WILL GELASSEN SEIN! Und zwar sofort!!!

Heute kam ein kleines Paket mit Exemparen der tollen Zeitschrift Joyce, in der ich einen Artikel geschrieben habe. Passenderweise geht es um den "3-Löffel-Tag" (der treue Leser erinnert sich :-)). 




Vielleicht ist es Gottes augenzwinkernde Erinnerung an meine eigenen Worte; an den Tage an denen es nicht so "funktioniert", an denen ich mich schwach und halbkrank durch den Tag kämpfe, gnädig mit mir zu sein. Und mit anderen. Dinge aus der Hand legen die nicht so wichtig sind. Aufhören zu funktionieren. Ach, und genau das schaffe ich meistens nicht...

Heute morgen mitten im Chaos der Gefühle, musste ich an das bekannte Gelassenheits-Gebet denken, das meine Freunde in den Gruppen der Anonymen Alkoholiker regelmässig beten: 

  Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

  den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,


  und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.




So simpel sich das anhört, so schwierig ist es. Und so wahr ist es. Vielleicht wäre das ein gutes Morgengebet für mich. Ich könnte es mit all den Menschen sprechen die gemerkt haben, dass sie ihrem Problem gegenüber machtlos sind und sie Gottes Hilfe brauchen. Also versuche ich es und klebe das Gebet auf meine Bibel. Mit den Jahren lerne ich nämlich auch, dass in den regelmässigen Wiederholungen eine Kraft liegt mein Innerstes zu Formen...mit Gottes Hilfe.


Und in der englischen Version gibt es noch Bonusmaterial (passt leider nicht auf die Bibel, ist aber wunderschön!):

  God, grant me the serenity to accept the things I cannot change,

  Courage to change the things I can,


  And wisdom to know the difference.


  Living one day at a time,


  Enjoying one moment at a time,


  Accepting hardship as a pathway to peace,


  Taking, as Jesus did,


  This sinful world as it is,


  Not as I would have it,


  Trusting that You will make all things right,


  If I surrender to Your will,


  So that I may be reasonably happy in this life,


  And supremely happy with You forever in the next.

  Amen.

Donnerstag, 17. November 2016

Alltagsbilder


Mal wieder ein paar Bilder aus unserem Alltag: 

Samu füttert treu den Hasen, in der Hoffnung bald einen echten zu bekommen!
Schau mal Samu, der Nikolaus war da! (OK, eher Heios neuer Kühlschrank)

Diese Karte ist von Heio - sie passt so gut zu ihm! :-)
auf dem Weg zur Kita - Danke Gott!
leider auch auf dem Weg zur Kita

geliebte Bücher
der Maler ist wieder am Werk


heute: 5 Stufen der Malerei: 1-3: Baby-Erwachsener, 4: Gott,5: Jesus. 
 Gott steht wohl auf Stilleben (Traktor und Sonne), Jesus auf moderne Kunst :-)


empfindlicher Mitbewohner 1
empfindlicher Mitbewohner 2

der rote Faden!
Und endlich, endlich hab ich den roten Faden beim Schreiben gefunden! Bin schon fast verzweifelt. Alles war so durcheinander und plötzlich fällt alles an den richtigen Platz. "Sinn ist wenn wir den Zusammenhang finden", hab ich mal von einem Philosophen gehört. Das erinnert mich an eine der schönsten Verheissungen der Bibel in Römer 8,28. Helmut Thielicke hat darüber geschrieben:

Ich bin gespannt wie Gott das große Thema anpacken wird, das er über mein Leben geschrieben hat: jenes Thema, das mir alles zum Besten dienen soll, wenn ich ihn nur lieb habe und dessen gewiss bleibe dass er an mir festhalten wird.


Auch wenn unsre Alltagsbilder manchmal chaotisch wirken, wenn wir denken, dass vieles oft unwichtig ist oder wenig Sinn macht und die klaren Linien fehlen: Da ist irgendwo der große Zusammenhang, der rote Faden, den Gott durch unser Leben zieht, wenn wir uns ihm anvertrauen. Irgendwann wird alles an seinen Platz fallen und wir werden staunen, wie Gott das am Ende tatsächlich alles zu unserem Besten dienen ließ. Und bis dahin gilt die andere große Verheissung, dass er bei uns ist, an allen Tagen unseres Lebens. Auch heute. Wie gut!



Montag, 14. November 2016

Überrascht

Heute morgen beim Aufstehen, mit schmerzendem Kopf, finde ich Samu an seinem kleinen Tisch - ganz konzentriert beim Malen. Er zeigt mir stolz sein Bild erklärt: "Das sind Fahrzeuge: Porsche, normales Auto, Traktor, Feuerwehr, Bus und Sonnenbrille."


Ich halte mein Kommentar: "Die Sonnenbrille passt aber nicht dazu!" zurück. Ich finde sie klasse - weil es das Muster durchbricht, weil es etwas Überraschendes ist in der Reihe der Fahrzeuge und es gerade deshalb das Bild zu etwas Besonderm macht und mich, in einem trüben Moment am Morgen, zum Lachen bringt.
So ähnlich ging`s mir gestern im Gottesdienst. Ich war bei meiner Schwester und in ihrer kleinen, etwas wilden, charismatischen Gemeinde. Bei den einleitenden Worten rechne ich mit allem nur nicht mit dem ruhig vorgetragenen Rilke-Gedicht. Vom Prediger, den ich von früher kenne, erwarte ich große und vollmundige Worte. Aber er steht, von Krankheit gezeichnet, am Mikrophon und spricht unglaublich ehrlich über seine Schattenseiten und Gottes Gnade.  

Ich glaube Gott liebt es unsere Vorstellungen zu sprengen und das Muster das wir erwarten zu verändern:  Er macht Frauen mit fragwürdiger Vergangenheit zu seinen Nachfolgern, packt liebevolle Samariter in seine Geschichten und  schenkt Offenbarungen aus dem Mund von Obdachlosen und kleinen Kindern. Er spricht durch merkwürdige Menschen und schlechte Filme. Er kann uns begegnen im Chaos der Jesusfreaks, in der 1000-jährigen Liturgie der römisch-katholischen Kirche, in einem evangelikalen und einem liberalen Christen, in einer wild-charismatischen Kirche, in der Kneipe, beim IKEA und an der Aldikasse. (Nina Hagen ist er auf einem LSD-Trip begegnet :-)) Man kann sich nie wirklich sicher sein. Er schmeisst unsere Vorstellungen über den Haufen, ändert die Reihenfolge, erklärt die Abgehängten zu den Gewinnern, macht aus Niederlagen die größten Siege, lässt Leben auf den Tod folgen. Ich liebe es mit Jesus unterwegs zu sein.

Er taucht liebend gern in Momenten auf in denen wir ihn nicht kommen sehen: 

durch die Ritzen der Worte eines suchenden Dichters  

durch die Brüche unseres Lebens

durch Gemälde von 5-jährigen Jungs

durch ein Lachen

Unerwartet fallen wir in die Umarmung der Gnade.


Die Blätter fallen, 
fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
 
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit. 
 
Wir alle fallen. 
Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, 
welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält. 
 
Rilke, Aus: Das Buch der Bilder 


Montag, 7. November 2016

6 Minuten berühmt - oder: Gnade im Schweinwerferlicht




Letzte Woche stand ich im Scheinwerferlicht. Zugegeben - es waren eher kleine Scheinwerfer in einer Buchhandlung in Holzgerlingen. (und ja: Holzgerlingen kennt jetzt auch nicht jeder!) Aufgenommen wurden auch nur 2 x 3 Minuten für eine Folge der schöne Sendung Bücherzeit, die voraussichtlich im Januar auf Bibel-TV laufen wird. Also nicht gerade mein Einstieg um berühmt zu werden. Und trotzdem: Ich war die Tage vorher echt aufgeregt. Hab mir kluge Sätze überlegt die ich gerne sagen würde. Hab mir sogar ein Zitat von Frederick Buechner auf einen Spickzettel geschrieben um ihn an passender Stelle vielleicht zu zitieren. Es hat nicht wirklich geklappt. Ich hatte ein total entspanntes und nettes Gespräch mit dem Moderator Daniel Schneider - BEVOR die Kamera eingeschaltet wurde. Und in meinen 6 Minuten hab ich dann - zumindest in meiner Wahrnehmung - nicht viel Tiefgründiges gesagt. Im Rückblick fielen mir so gute Sätze und Gedanken ein! Aber eben nur im Rückblick :-).
Lustigerweise ging es inhaltlich um das Kapitel in meinem Buch, in dem ich etwas Besonderes und Außergewöhnliches sein will. Ich sprach ich darüber, dass mir klar wurde, dass es eigentlich nur darum geht, dass wir ganz außergewöhnlich geliebt sind. Und während ich das sagte hoffte ich inständig dass es sich ganz außergewöhnlich klug und reflektiert und beeindruckend anhört!


Bilder von Bücherzeit

Echt, manchmal leide ich total an meinen inneren Widersprüchen! Sie sind im Alltag wie die stachlige, schmerzhafte Hüllen von Kastanien. Ich weiß nicht ob ich mich über die blöden Stacheln ärgern oder über die samtigen Früchte freuen soll. Da rede ich intensiv und liebevoll mit einer obdachlosen Frau und hoffe gleichzeitig, dass es auch jemand bemerkt und positiv wahrnimmt (wie am vergangenen Donnerstag geschehen) Ich bin in einem Moment total mutig und im nächsten Moment wieder richtig feige. Ich kann total liebevoll und selbslos sein und dann wieder so voll mit mir selbst, dass ich kotzen könnte. Da kann den ganzen Nachmittag eine liebevolle, geduldige Mama sein und plötzlich bricht es aus mir raus und ich schnauze meinen kleinen Sohn an, dass ich selbst darüber erschrocken bin. Ach, ich könnte noch ewig so weiter machen, über diese ganze Widersprüchlichkeit in mir. 

Ich schütte mal wieder Jesus mein Herz aus. Sage ihm: "So bin ich und ich werde nie anders sein, wenn du mich nicht irgendwie veränderst." Und ich ahne, dass Jesus nicht daran interessiert ist, dass ich alles toll hinbekommen und möglichst gut dastehe. Vielmehr wünscht er sich einfach, dass ich ihm vertraue, dass er aus meinem Leben, mitten in meiner Widersprüchlichkeit, einen Segen machen kann.  Und vielleicht könnte ich folgendes lernen:

Ich will das Gute nicht abtun und entwerten ("Ach, ihr habt ja keine Ahnung wie ich sonst so bin..."), sondern mich daran freuen. ("Stimmt. Ab und zu gelingt mir etwas richtig gut!")
Und nur weil ich manchmal meinem Kind gegenüber ausraste bin ich keine schlechte Mama.
Auch wenn ich auf ein bisschen Anerkennung schiele ist das Gespräch mit der  obdachlosen Frau etwas ganz besonderes für mich gewesen.
Auch wenn ich keine Buechner-Zitate aus dem Ärmel schütteln kann, kann ein Inteview trotzdem  etwas gelungenes haben - weil irgendwo, zwischen den Zeilen und in den Lücken, Jesus auftauchen kann um uns zu segnen.
Ich will auf die Gegenwart Jesu vertrauen. Dass er durchkommt bei mir - und ganz oft auch trotz mir.

Und ich will lernen den Widerspruch in mir gnädig anzuschauen ("Ja, das bin ich auch, aber ich bin geliebt. Immer. Auch in diesen Momenten.") Ich will es hinnehmen, wie man ein Foto hinnehmen kann, auf dem man nicht gerade vorteilhaft aussieht ("Tatsächlich, manchmal sehe ich wirklich so aus. Das bin ich. Aber es gibt mich auch in schöner")


so sah mein Mann auch mal aus :-)


Ich will mich nicht vor Scham verstecken sondern mein Herz ganz weit öffnen für Gottes Gnade - weil ich ein Mensch werden will, der voll ist mit Gnade. 
Richard Rohr schreibt: Nur wenn wir lernen unsere eigenen Widersprüche gnädig anzuschauen, wenn wir uns vergeben und vergeben lassen, dann werden wir das auch bei unseren Mitmenschen tun."

Ich will es annehmen, in mir, in Heio, in Samu und in allen anderen: Wir sind Menschen.  Wir sind eine Mischung aus Licht und Dunkel, aus Stärke und Schwachheit aus Schönem und Hässlichem, aus Mut und Feigheit, aus Klugheit und großer Dummheit und meistens sind wir ganz vieles auf einmal. Wir haben so viele Facetten, so viele unterschiedliche Motive und Antriebe in uns, wenn ein Scheinwerfer auf einen Teil davon gerichtet wird - sei es der strahlende Teil oder der weniger strahlende Teil - will ich lernen zu sagen: "Ja, genau so bin ich. Und auch noch ganz anders. Und immer bin ich geliebt." Das ist nämlich wirklich tatsächlich die Hauptsache.

Und ich will nicht vergessen: Die wirklich wichtigen Dinge spielen sich nicht in unseren 2 x 3 Minuten im Scheinwerferlicht ab, sondern  meistens dann wenn niemand hinschaut. Wenn nur Gottes liebevoller Blick auf uns gerichtet ist und ich ihm dann strahlend und aus ehrlichem Herze sagen kann: "Das hier ist nur für dich! Weil ich dich liebe." 
 Also, ich geh dann mal unser Chaos hier aufräumen. Mit einem Bündel von Widersprüchen in mir. Spot on, Sendung läuft: "This one is for you, Jesus!" 

Dienstag, 1. November 2016

Die Schönheit des Vergänglichen



Heute morgen drückt mir Samu seinen festen, friedlichen Kinderkuß auf die Wange und sagt voller Inbrunst: "Mach dir ne gemütliche Zeit, liebe Mama!" Und dann fährt er zu seiner Tante die ihn erst morgen wieder zurückbringen wird - mit frisch gebackenem Apfelkuchen im Gepäck, hmmm lecker! Äpfel, die wir vor einigen Tagen zusammen aufgesammelt haben.


ganz der Papa! :-)

 
Ich staune darüber wie groß und selbstständig Samu langsam wird und bin auch ein bisschen wehmütig, dass die enge Kleinkindphase nun vorbei ist. Aber WIE FROH und dankbar bin ich, dass die langen, schlaflosen Nächte auch der Vergangenheit angehören!!!! Die vielen müden Tage in denen ich wie ein Zombie durch die Gegend gelaufen bin und dachte ich würde nie, nie wieder NICHT MÜDE sein. Aber, ihr lieben Eltern von kleinen Menschen, die sich Nachts in schreiende Ungeheurer verwandeln - auch wenn es sich wie eine leere Versprechung anhört: DIESE ZEIT WIRD IRGENDWANN VORBEI SEIN! Versprochen. Ich konnte es auch nicht glauben, aber es ist tatsächlich so.
 
Ach ja, die Schönheit des Vergänglichen!



Einerseits kann mich der Gedanke an die Vergänglichkeit tatsächlich unglaublich wehmütig machen! Manches würde ich am liebsten die Schönheit in irgendwelchen Gefäßen konservieren damit sie nicht verlorengeht. Aber ich  kann sie höchstens als Proviant ins Herz packen - in der Frischhaltefolie der Dankbarkeit und beim Geschmack einen verheissungsvoller Hinweis auf das unglaubliche Festmahl entdecken, das uns am Ende der Strecke erwartet. (besser als jeder warme Apfelkuchen dieser Erde!). 



Aber die Vergänglichkeit der irdischen Dinge kann auch unglaublich tröstlich sein. 

Angesichts der unsäglichen Leiden auf dieser Welt. 

Angesichts der eigenen harten Wegstrecken. 

Angesichts schlafloser Nächte. Schmerzen. Quälendem Warten.

Doch, manche dunklen Wegstrecken haben es in sich. Sie können uns den Mut rauben, sie machen uns unendlich müde, sie sind wie dunkle Gasthäuser auf dem Weg die uns sagen wollen: Hier ist das Ende deiner Strecke. Hier ist dein Zimmerschlüssel, richte es dir schön ein. Aber wir können den Schlüssel in Empfang nehmen mit den Worten: "Danke. Hier wird kein Möbelwagen auftauchen, Ich ziehe hier nicht ein. Ich bin auf der Durchreise. Das ist nur eine Wegstrecke. Ich wandere durch das finstere Tal hindurch. Auch wenn es mir unendlich lange vorkommt. Irgendwann wird sich die Landschaft ändern! Jesus führt mich hier durch."



Zur Zeit empfinde ich vor allem eine riesengroße Dankbarkeit: Darüber, dass die schlaflosen, dunklen Nächte (erstmal!) hinter uns liegen. Sogar meine Migräne ist gerade viel harmloser und sie krallt sich nicht mehr so fest.  Ich bin dankbar für meine Gemeinde, für Freunde auf meiner Wegstrecke, für literweise frischer Apfelsaft im Keller, für unser gemütliches, warmes (vorübergehendes) Zuhause und für feste friedliche Kinderküsse.(ab und zu). Aufatmen. Den Moment genießen.

Meine jetzige Wegstrecke, mit aller vergänglichen Schönheit, ist vielleicht wie eine kleine Verheissung: Irgendwann werden auch die dunkelsten Strecken hinter uns liegen. Wir werden augenreibend zurückschauen und ungläubig jubeln: "GESCHAFFT!!!!" 

Irgendwann wird die letzte Nacht durchwacht sein.

Das Alte wird der Vergangenheit angehören.

Irgendwann werden wir den Schmerz zum letzten Mal spüren.

Das Dunkel hat nicht das letzte Wort! 


Am Ende der Strecke wird Jesus stehen, wir werden uns an manchen Früchten freuen die wir von unseren Wegstrecken mitgebracht haben und dann wird er wird unsere Tränen abwischen und alles, alles heil machen.

Für immer.